Aktuelles

Weihnachten mit Hund

Zeit der Besinnlichkeit oder der Besinnungslosigkeit?

Hund,Urlaub,Hübsch,Doggy,Die Lichter, Bokeh, J.W.Vein, Pixabay License, https://pixabay.com/de/service/license/ , https://pixabay.com/de/photos/hund-urlaub-hübsch-doggy-3894173/

Die für viele schönste Zeit im Jahr steht bevor: Die Weihnachtszeit. Neben dem besinnlichen Zusammenkommen mit der Familie, Freunden oder dem*der Partner*in und Unmengen an Knödeln und Rotkohl, bringt sie in vielen Familien Wuselei und Aufregung mit sich.

Dabei können die Empfindungen des vierbeinigen Familienmitgliedes schnell außer Acht gelassen werden. Während die Weihnachtszeit für uns Menschen mehr oder weniger normal erscheint, kann sie für Hunde einige Nachteile mit sich bringen. An allen Ecken lauern Gefahren, wie Schokolade, Kerzen auf dem Tisch oder gar Kerzen auf dem Weihnachtsbaum. Neben diesen, dem Hund unbekannten Gefahren, ist nicht zu unterschätzen, wie sich die eigene Stimmung auf den Hund überträgt. Stress aber auch Freude sind Indikatoren, die bei unseren tierischen Begleitern zu Aufregung und daraus folgender Unruhe und Unrast führen können.

Was bedeutet also die Weihnachtszeit für Hunde und Familien mit Hunden? Wie kann ich lernen, meinen Hund besser zu verstehen und besser auf seine Bedürfnisse zu achten, um ein angenehmes Fest für alle Beteiligten zu gestalten?

Um uns ein umfassendes Bild der möglichen Gefahren und Schwierigkeiten machen zu können, haben wir außerdem die ausgebildete Hundeerziehungsberaterin Svenja v.St., Inhaberin von HookHunde, interviewt.

Vorab muss uns erst einmal bewusst sein, dass Hunde ihr ganzes Leben lang in einem Abhängigkeitsverhältnis mit ihren Menschen leben. Sie sind auf ihre Frauchen und Herrchen angewiesen. „Bei der Erziehung eines Hundes liegt der Fokus daher nicht auf der Erziehung zur Selbstständigkeit, sondern darauf ein gutes Team zu werden und zu bleiben.“, so Svenja v.St.. Mit dem Einzug des neuen Familienmitglieds muss den Menschen bewusst sein, dass Sie ab dem Zeitpunkt an der Reihe sind abzuliefern. Sie müssen Rücksichts- und Verantwortungsnahme zeigen und dies ganz besonders an Weihnachten, denn dies ist nicht nur die Zeit der Besinnlichkeit, sondern auch der Besinnungslosigkeit. Familienmitglieder treffen aufeinander, die sich ansonsten eher selten sehen, alle sind voller Erwartungen, egal ob negative oder positive. Die Stimmung ist oft insgesamt aufgeladen. Das entgeht auch unseren Vierbeinern nicht. „Für sensible Hunde kann allein diese Spannung kaum auszuhalten sein.“, so Svenja v.St. Woran man Stress beim eigenen Hund erkennt, kann sehr unterschiedliche sein. Es gibt Hunde, die kratzen sich auffällig häufig, andere winseln und bellen und wieder andere hecheln stark, obwohl die Temperatur moderat ist. Natürlich sind das nur beispielhafte Symptome, Hund ist nicht gleich Hund. Um extremen Stress vorzubeugen ist es wichtig, nicht zu unterschätzen, wie sehr sich die eigene Stimmung auf den Hund überträgt. Sie sollten daher versuchen ein gutes Vorbild zu sein und fair zu bleiben, denn auch Freude ist eine Form von Aufregung und somit nur eine andere Art von Stress. Um Stresssituationen vorzubeugen ist es als Hundehalter*in sehr wichtig Besuche vorausschauend zu planen.

Egal ob man mit seinem Hund zu Besuch ist oder man Besuch bekommt. Das bedeutet beispielsweise wenn Sie wissen, dass es für Ihren Hund aufregend ist wenn es an der Tür klingelt, dann stellen Sie die Klingel ab und bitten Sie den Besuch sich auf dem Handy zu melden, wenn er da ist. Halten Sie sich vor Augen dass Sie mit dem Menschen verabredet sind und nicht Ihr Hund. Bitten Sie die Menschen sich auf Sie zu konzentrieren und Ihren Hund in Ruhe zulassen. Wenn es Ihrem Hund noch schwer fällt, Ruhe zu halten, geben Sie ihm vor Eintreffen des Besuchs einen Kauartikel oder nehmen Sie den Kauartikel mit und er bekommt ihn vor Ort. Der Hund baut über das Kauen Stress ab, aber Achtung: Nicht jeder findet Kauartikel toll die sehr doll riechen. Außerdem helfen Sie ihrem Hund sich in Situationen zurückzunehmen die für ihn stressig sind, wenn ihr Hund vor dem Besuch, einer sinnvollen Aktivität nachgehen durfte, gefressen und sich gelöst hat. Gerade wenn es aufregend wird, ist es fair sich vorher viel Zeit zu nehmen und etwas mit ihrem Hund zu machen, was ihm Spaß macht und wo er Gas geben darf. So fällt es ihm einfacher sich zurückzunehmen. Besonders wichtig ist es vorab dem Besuch im Umgang mit ihrem Hund die Grenzen aufzuzeigen. Doch nicht selten geschieht es das diese Grenzen von Familienmitgliedern missachtet werden, so Svenja v.St.: „Nicht alle Menschen sind bereit die Grenzen zu akzeptieren, die ich für meinen Hund setze. Im Gegenteil darf man sich als Hundehalter*in von Familienmitgliedern noch Sätze anhören wie: „Du musst das so und so machen, weil ich hatte schon 245 Hunde und da hat das ganz wunderbar funktioniert.“. Eine große Schwierigkeit an solchen Familientreffen wie Weihnachten, ist also dass Menschen grenzüberschreitend gegenüber Hunden und deren Hundehalter*innen werden. Das kann insbesondere dann gefährlich werden, wenn der Hund eher reaktiv handelt und keine Konfrontationen scheut. Gerade beim Umgang mit Kindern und Hunden, müssen die Grenzen daher im Vorfeld geklärt sein und Begegnungen sollten nie unbeaufsichtigt ablaufen.

Die zweite große Gefahr sieht Svenja v.St. in den zahlreichen Nahrungsquellen, die an Weihnachten überall im Haus oder der Wohnung vorhanden sind: „Während ich selbst als Hundehalter*in in meinem Zuhause vielleicht schon sehr routiniert mitdenke und vorbeuge, indem ich zum Beispiel keine Lebensmittel in der Reichweite des Hundes stehen lasse, denkt die hundelose Verwandtschaft gar nicht darüber nach und platziert Schokolade auf dem niedrigsten Tisch des Hauses. Auch ein bisschen geräucherter Schinken der Onkel Otto “aus Versehen” vom Tisch und ins Maul vom Hund fällt, kann für ordentlich Bauchweh sorgen. Das wäre dann die Mischform aus Gefahr 1 und 2. Und dabei ist der erzieherische Aspekt außen vor. Denn natürlich ist es nicht – nie sinnvoll – einen Hund vom Tisch zu füttern.“. Seien Sie deshalb wachsam und sollte Ihr Hund doch etwas Schokolade gefressen haben, bewahren Sie erst einmal Ruhe und beobachten Sie seine Verfassung. Treten Anzeichen wie Unruhe, Erbrechen, Zittern, Krämpfe oder Krampfanfälle auf, sollte Sie den (Not-) Arzt kontaktieren.

Damit es für alle Beteiligten ein erholsames Weihnachtsfest werden kann hat Svenja v.St. noch ein paar abschließende Tipps:“ Die erste vorbeugende Maßnahme ist die Vorbereitung selbst. Sich damit auseinanderzusetzen was Weihnachten mit Hund bedeutet, dass da noch ein Lebewesen ist, deren Bedürfnissen ich Rechnung tragen muss. Wer auch immer diesen Blogartikel gerade liest, der hat das schon erledigt. Als Nächstes würde ich mir überlegen, wie ich das Fest für meinen Hund und mich am entspanntesten gestalten kann. Bestenfalls kann mein Hund zum Beispiel gut zuhause bleiben und muss nicht an allen Weihnachtstagen mit, zur gesamten Verwandtschaft. Erfahrungsgemäß gibt es große Unterschiede darin, wer sich, wie gut, an Abmachungen, halten kann. Ergo nehme ich meinen Hund nur mit, zu den kooperationsbereiteren Verwandten, oder bin selbst der/die Gastgeber*in und kann in meinem Haus eigene Regeln aufstellen. Um einem Besuch beim Not-Tierarzt und vielen Sorgen vorzubeugen, würde ich bei Familienbesuchen dafür sorgen, dass mein Hund gut von mir betreut ist und, wie im Straßenverkehr, mit dem Fehlverhalten anderer rechnen. Das heißt, dass mein Hund auf meinem Schoß sein darf, in einer Reisebox, oder an der Leine. Je nachdem, was mein Hund braucht und wie sehr ich in der jeweiligen Situation auf ihn achten kann.“

Hunde leben in einer Abhängigkeit zum Menschen, weswegen dieser verantwortlich für seine körperliche und psychische Gesundheit ist. Und auf diese Gesundheit ist verstärkt an den Feiertagen zu achten, da dort eine größere Gefahr für Stress und ungewollt viele „Leckerlis“ besteht. Ich kenne das Gefühl nur zu gut, wenn man anfängt seinem Hund menschliche Eigenschaften zuschreiben und ihm unterbewusst eine gewisse selbständige Handlungsfähigkeit zuschreibt. Deswegen sollte man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen das es die eigene Verantwortung ist und nicht die des Hundes. Das ist ein wichtiger Schritt zum Schutz des Hundes und seiner Umgebung. Es sollte immer auf die Bedürfnisse des Hundes geachtet werden, meist signalisiert er diese sehr deutlich.

Nun haben Sie eine Reihe von Tipps und Tricks rund ums Thema Weihnachten mit Hund gelesen und können vielleicht das Weihnachtsfest für ihren Vierbeiner angenehmer gestalten oder den Artikel an Freunde und Verwandte weiterleiten um das Thema zu sensibilisieren. Wenn Sie sich die Frage gestellt habt wie es den lieben Vierbeinern an Silvester geht und was es dort zu beachten gilt, schaut gerne in den nächsten Blogeintrag von uns herein.

https://hookhunde.de/philosophie

Verfasst von Lena Reiss, Esther Wichmann und Rosa Große.

Kommentar hinterlassen