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Von den Philippinen nach Deutschland- Interview mit einer internationalen Sängerin

Pavi de Mayo ist eine Sängerin/Songwriterin, die in Leipzig als Hauptsängerin der Band „Night Fever“ arbeitet. Ursprünglich kommt sie von den Philippinen und zog Ende 2016 nach Deutschland. Sie kann als internationale Performerin bezeichnet werden, da sie 5 Jahre lang auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat, tausende von Menschen unterhalten hat und in verschiedenen Sprachen singen kann. Jetzt hat sie sich in Leipzig niedergelassen und hat mit ihrer Band jedes Jahr während der Ferienzeit eine 2-monatige Dinnershow im Leipziger Stadtbad. Sie und ihre Band haben Auftritte für öffentliche und private Veranstaltungen in ganz Deutschland. Da Pavi schon sehr viel erlebt hat, habe ich mich mit ihr zusammengesetzt und ein kleines Interview geführt.

  1. Du kommst ursprünglich von den Philippinen. Wie ist das Leben auf den Philippinen im Vergleich zum Leben in Deutschland?

Es kommt ganz darauf an auf welcher Insel oder in welchem Staat du wohnst. Ich habe zum Beispiel auf einer kleinen Insel namens Panay Island gewohnt. Diese Insel hat 4 große Städte und ungefähr 3 Mio. Einwohner. Das Leben auf dieser Insel ist sehr einfach. Eine Familie hat ein kleines einfaches Haus, aber es nicht so fancy, wie Häuser hier in Deutschland. Die Häuser bestehen größtenteils aus Patch wood. Patch wood ist zusammengesetztes Holz aus verschiedenen Holzarten. Es ist sehr billiges Material. Auch innerhalb des Hauses ist alles sehr einfach gehalten, sodass es die Grundbedürfnisse abdeckt: Betten, Stühle, Tische, Bad und vielleicht noch ein Fernseher. Wenn eine Familie Geld hat, dann kann sie sich noch eine Klimaanlage leisten. Die Lebensmittel auf den Philippinen sind nicht so teuer wie hier in Deutschland. Eine Familie bezahlt auf den Philippinen ungefähr 10€- 15€ für drei Mahlzeiten am Tag. Der Strom ist heutzutage auf den Philippinen schon so teuer wie in Deutschland, aber da kommt es auch sehr darauf an, welche Geräte eine Familie besitzt. Die Fortbewegungsmöglichkeiten sind in der heutigen Zeit schon wesentlich besser, als vor 10 Jahren. Das Benzin ist auch um einiges billiger als hier in Deutschland.

Doch wenn man sich die Hauptstadt Manila anschaut, sieht die Sache schon ganz anders aus. Dort muss man Miete zahlen und die Lebensmittel sind um 30% teurer als auf dem Land. Der Verkehr in Manila ist verrückt, wegen dem ganzen Stau, der dort herrscht. Manila belegt den zweiten Platz bei „the worst traffic in the world“. Wenn du zum Beispiel hier in Deutschland 10 min auf Arbeit fährst, brauchst du in Manila 2 Stunden.

  1. Wie sah dein Leben aus, bevor du nach Deutschland kamst und wie hast du dich dann hier eingelebt?

Bevor ich nach Deutschland kam, habe ich auf einem Kreuzfahrtschiff als Sängerin gearbeitet. Das hatte natürlich viele Vorteile. Als Sänger oder Musiker hatten wir tagsüber immer frei, deshalb konnten wir viele Touren machen oder mit der Familie skypen. Auf dem Schiff habe ich genug verdient, um meiner Familie auf den Philippinen zu helfen oder ich konnte mir mal was Schönes kaufen. Es ist schon sehr fancy außerhalb von zuhause zu arbeiten.

2014 habe ich meine Frau kennengelernt, auch auf dem Schiff. 2016 bin ich dann nach Deutschland umgezogen und wir haben hier geheiratet. Doch es war alles nicht so einfach für uns. Es war schwer ein Visum zu bekommen und natürlich musste ich auch die Sprache lernen.

Die ersten paar Monate waren ein bisschen schwer, aber ich denke immer: „andere Länder, andere Sitten“. Auch die neuen Freunde, neue Umgebung und neue Familie kennenzulernen war sehr herausfordernd. Ein weiterer Grund für den schweren Start war die Tatsache, dass wir ein homosexuelles Paar sind. Die Philippinen sind in der Hinsicht noch kein „offenes Land“. Es gibt zwar viele homosexuelle Leute, jedoch sind diese nicht verheiratet, da es noch nicht legalisiert wurde. Nur meine Schwester und meine Mum wissen, dass ich lesbisch bin. Mein Vater und der Rest meiner Familie denkt, dass ich mit einem Mann verheiratet bin. Das ist auch der Grund warum zu unserer Hochzeit nur meine Mum kam. Ich bin jedoch sehr froh, dass die Familie meiner Frau mich so aufgenommen hat und unsere Beziehung akzeptiert.

Natürlich hatte ich die erste Zeit Heimweh und ich habe mir Gedanken über meine berufliche Zukunft gemacht. Ich kannte hier Niemanden aus der Musikscene. Wir waren damals bei der „Open Mic Night“ in Leipzig und dort hat mich jemand auf der Bühne gesehen und sofort gemeldet. Da ich schon lange im Showbusiness bin, bin ich vorsichtig mit wem ich zusammenarbeite. Es gab vier Bands die an mir interessiert waren und mit mir zusammenarbeiten wollten, aber ich habe mich schlussendlich für „Night Fever“ entschieden. Ich komme sehr gut mit den Mitgliedern der Band aus und wir haben Auftritte in ganz Deutschland. Jährlich haben wir eine Dinnershow im Stadtbad Leipzig, welche sehr beliebt ist.

  1. Wie sieht es jetzt in der Corona Situation mit deinem Beruf aus?

Im März letzten Jahres starteten wir den Lockdown wie alle anderen Kulturzweige auch, ich war einer der betroffenen Arbeiter in Bezug auf den Verdienst durch Musik. Die Hilfe von der Regierung würde nicht ausreichen, wenn ich damit alleine in Leipzig leben müsste, aber es ist viel besser und viel mehr als im Vergleich zu den Musikern zum Beispiel auf den Philippinen. Also beschwere ich mich nicht darüber. Im Moment ist die Musikbranche immer noch am Boden und Shows werden weiterhin abgesagt, bis wann werden wir nicht wissen. Ich könnte natürlich in der Zeit in anderen Jobs arbeiten, jedoch habe ich die Fähigkeiten dazu nicht. Meine Arbeit ist die Musik und seit ungefähr 20 Jahren beschränken sich meine beruflichen Erfahrungen auf Musik und Unterhaltung. Wir können nichts tun außer zu hoffen, dass diese harten Zeiten bald vorbei sind.

Pavi de Mayo veröffentliche dieses Jahr ihre erste eigene Single „Faith in us“, die auf verschiedenen Musik-Apps gestreamt werden kann.

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