Studium mit Hund – eine gute Idee?!
Einer schwedischen Studie (Quelle) zufolge, leben Hundebesitzer länger als Menschen ohne einen vierbeinigen Begleiter. Vor allem Herzkreislaufkrankheiten wird durch frischer Luft und Bewegung vorgebeugt. Aber auch eine positive Wirkung auf die Psyche ist nachgewiesen. Zugegeben, das waren jetzt nicht meine Hauptgründe für die Anschaffung eines Hundes, aber ist ja dennoch ein „nice to know“!
Kurz nach Beginn des Studiums sorgte ich in unserer WG für tierischen Zuwachs und möchte in diesem Beitrag meine Erfahrungen als Student mit Hund teilen. Mein Hund Gimli ist ein American Staffordshire Terrier / American Pitbull Terrier Mix und ich habe ihn als Welpen zu mir geholt. Wir werden einen Blick auf wichtige Aspekte vor und während der Hundehaltung werfen, um festzustellen ob die Studentenzeit geeignet ist, sich den Traum einer Fellnase zu erfüllen.
Die Zeit während des Studiums wird von vielen als eine der schönsten und freisten des gesamten Lebens beschrieben. Kaum Verpflichtungen, freie Zeiteinteilung und Partys ohne Ende. Das alles für ein Haustier einschränken ist doch Quatsch. Nun es ist sicherlich eine Typfrage und ehrlicherweise muss man zugeben, dass ein Hund mit Einschränkungen verbunden ist. Doch ich für meinen Teil bin bereits mit einem aufgewachsen und habe dies sehr geschätzt. Es gibt einfach viele schöne, witzige und völlig bescheuerte Momente, die man ohne Hund nicht erleben würde.
Wahr ist aber, dass man einen Teil seiner „Freiheit“ aufgibt. Man kann nicht auf jede Party gehen, ausgeschlafen wird nur so lang es der tierische Wecker erlaubt und als Dank darf man mit einem Plastikbeutel bewaffnet warten, bis Monsieur sein Geschäft erledigt hat.
Spaß beiseite, ein Studium mit Hund bedarf sicherlich eines hohen Organisationsaufwands. Wie kann ich wann welche Kurse belegen, um nicht zu lang außer Haus zu sein? Und wenn es mal nicht anders geht, wer passt so lang auf? Schaffe ich es in stressigen Phasen den Kopf nicht zu verlieren, wenn ich mich neben tausend Hausarbeiten eben noch um Dinge wie Gassi-Gehen und Beschäftigungen Gedanken machen muss? Nun wollen wir aber nicht gleich die Pferde scheu machen. Wichtig ist sich bereits vor der Anschaffung die Frage zu stellen, wie viel Zeit man im Alltag opfern kann. Ist das Studium an sich schon mit einem so hohen Aufwand verbunden, dass man bereits an seine Grenzen stößt, ist die Idee eines Hundes vielleicht nicht die Beste. Ich selbst brauche am Tag mindestens drei Stunden aktiver Zeit mit meinem Hund. Damit ist nicht nur die klassische Runde Gassi gemeint, sondern auch geistiges Training, das Kennenlernen verschiedener Alltagssituationen, Menschen und Tiere sowie einfach mit dem Tier zu spielen. All das sind wichtige Faktoren um einen Hund gut zu sozialisieren, was wiederum entscheidend ist um später einen entspannten Begleiter an seiner Seite zu haben.
Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich nicht, 21h nicht da zu sein. Es ist aber so, dass ein Hund nicht permanent betüdelt werden muss. Er ist durchaus auch zufrieden einfach „dabei“ zu sein, während man zum Beispiel Unikram am Rechner erledigt. Natürlich ist es möglich Alleinsein zu trainieren und eine Gewöhnung daran aufzubauen. Dies sollte aber in jedem Fall Schritt für Schritt geschehen, um später guten Gewissens auch für einige Stunden nicht zu Hause zu sein.
Doch gerade im Welpenalter ist dies unbedingt zu vermeiden und lässt es die Uni nicht anders zu, ist es wichtig jemanden zu haben, den man im Notfall um Hilfe bitten kann. Ich habe das Glück in meiner WG sehr hundebegeisterte Mitbewohner zu haben, die es mir deutlich erleichtern meine Zeit einzuteilen. Für Tipps rund um das Thema „Hundeerziehung und Sozialisation“ kann ich euch sehr den Youtube-Kanal VITOMALIA ans Herz legen.
Was neben dem zeitlichen Aspekt zu beachten ist, ist die Wohnsituation. Auch wenn es das Ideal ist, ist es nicht zwingend nötig ein Haus mit Garten zu bewohnen um einen Hund halten zu können. Dennoch muss es natürlich möglich sein, sich die Beine etwas zu vertreten. Dabei sollten immer die individuellen Bedürfnisse verschiedener Rassen bzw. Typen beachtet werden. Sicherlich tut es einem Chihuahua nicht weh auf einen Garten zu verzichten. Hunde mit einem starken Jagd- und Bewegungstrieb in einer Einraumwohnung zu halten ist aber sicher keine gute Entscheidung. Bestimmte Ausnahmefälle sollten generell nicht in Stadtwohnungen gehalten werden, wie beispielsweise Herdenschutzhunde, da deren Arbeitsbedürfnis in einem solchen Umfeld kaum gedeckt werden kann. Es ist ratsam Rücksprache mit dem Vermieter zu halten, da dieser zunächst eine Erlaubnis zur Haltung geben sollte, um später Problemen aus dem Weg zu gehen. Mein Hund steht auf den sogenannten „Rasselisten für gefährliche Hunderassen“ in fast allen Bundesländern. Bei Hunden dieser Listen ist besondere Vorsicht geboten: Der Vermieter muss hier in jedem Falle eine Einwilligung zu Haltung geben. Außerdem müssen sogenannte Wesenstests durchgeführt werden, um die Gefährlichkeit des Tieres zu widerlegen und den Hund ohne weitere Auflagen halten zu dürfen. Auch im Punkt Steuern sind auf der Liste befindliche Rassen in den meisten Städten deutlich höher einzuordnen. Zahlt man im Schnitt ca. 100 Euro Hundesteuern im Jahr, sind es bei als gefährlich eingestuften Rassen schnell bis über 1.000 Euro. Die Beträge variieren dabei je nach Gemeinde.
Damit sind wir bei einem weiteren wichtigen Aspekt angelangt: Kosten. Neben den angesprochenen Steuern kommen auf Halter auch noch weitere Ausgaben hinzu, welche mehr oder weniger regelmäßig anfallen. Zum einen ist es wichtig sich eine ausreichende Erstausstattung zuzulegen. Dafür sind ca. 100 Euro einzuplanen. Beim Futter sind die Kosten je nach Ernährungsart stark unterschiedlich. Um aber kein qualitativ minderwertiges Futter zu kaufen, sollte man mit mindestens 50 Euro monatlich rechnen (Angabe für mittelgroße Hunde). Es ist ratsam sich eine entsprechende Hundehalterhaftpflichtversicherung zuzulegen, um gegen mögliche Schäden an Dritte abgesichert zu sein, welche ca. 5-10 Euro im Monat veranschlagt. Einer der wohl teuersten Punkte ist bekanntlich der Tierarzt. Auch hier gibt es mittlerweile zahlreiche Krankenversicherungen, welche sich durchaus lohnen können. Die meisten liegen bei 10-20 Euro monatlich. Auch ohne entsprechender Versicherung, sollte man diesen Betrag berücksichtigen und gegebenenfalls zurücklegen. Der Faktor Geld ist logischerweise stark von der Rasse abhängig. Ist man mit kleinen Hunden eher günstig beraten, muss für große Rassen oft tiefer in die Tasche gegriffen werden. Zum einen gehen Spielzeuge schneller mal kaputt, zum anderen wird natürlich auch viel mehr gefressen!
Zusammenfassend lässt sich also folgendes sagen: Sicherlich wird das Leben als Student nicht einfacher durch einen Hund. Man muss mehr Wert auf die zeitliche Organisation legen, der ein oder andere Cent muss vielleicht ein mal öfter umgedreht werden und wenn man gerade mal im Workflow ist kann es tatsächlich auch ganz schön nerven, wenn einem permanent am Hosenbein geknabbert wird. Doch es gibt auch ganz klar positive Effekte. Viel Natur und frische Luft, der Tagesablauf wird geregelter und es ergeben sich viele Momente, um den Kopf frei zu bekommen. Ob beim Spazierengehen, Training oder Spielen. Es ergeben sich viele tolle Momente und man hat einen treuen Begleiter, was zumindest für mich eine klare Bereicherung ist. Hat man ohnehin vor sich einen Hund anzuschaffen, kann die Studentenzeit sogar ideal sein. Es besteht eben die Möglichkeit relativ freier Zeiteinteilung und neben dem Studium sind die restlichen Verpflichtungen in der Regel überschaubar, was sich im späteren Leben schnell ändern kann. Allein die Tatsache voll berufstätig zu sein, kann es schwer machen, mehrere Wochen am Stück frei zu bekommen, um beispielsweise einen Welpen richtig in seiner neuen Umgebung einzugewöhnen. Die eigene Situation einschätzen und letztlich die Entscheidung treffen ob die studentische Zeit geeignet ist, muss jeder für sich selbst. Ich für meinen Teil bereue meine Entscheidung keinen Tag!
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