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ORNAMENT UND VERBRECHEN

ZWEI STREITGESPRÄCHE

Der menschliche embryo macht im mutterleibe alle entwicklungsphasen des tierreiches durch. Wenn der mensch geboren wird, sind seine sinneseindrücke gleich denen eines neugeborenen hundes. Seine kindheit durchläuft alle wandlungen, die der geschichte der menschheit entsprechen. Mit zwei jahren sieht er wie ein papua, mit vier Jahren wie ein germane, mit sechs jahren wie Sokrates, mit acht jahren wie Voltaire. Wenn er acht jahre alt ist, kommt ihm das violett zum bewußtsein, die farbe, die das achtzehnte jahrhundert entdeckt hat, denn vorher waren das veilchen blau und die purpurschnecke rot. – Adolf Loos*

Das Gutachten: Da Kinder gerne spielerisch übertrieben, bestehe die akute Gefahr, im Vertrauen auf ihre Aussagen ein Fehlurteil zu fällen. Dies gelte besonders im Fall Loos, da „nach den Aussagen des Beschuldigten die Situation eine derart vorgeschrittene gewesen ist, dass man sie sicher als eine erotische, zumindest für das Kind, bezeichnen muss“.

– Das kind ist amoralisch. Der papua ist es für uns auch. Der papua schlachtet seine feinde ab und verzehrt sie. Er ist kein verbrecher. Wenn aber der moderne mensch jemanden abschlachtet und verzehrt, so ist er ein verbrecher oder ein degenerierter. Der papua tätowiert seine haut, sein boot, seine ruder, kurz alles, was ihm erreichbar ist. Er ist kein verbrecher. – Loos

seine zweite Ehefrau Elsie Altmann-Loos: Loos gefiel ein kindlicher Frauentyp. Auch sie habe er wie ein Kind behandelt. „Ich mußte in allen Dingen folgen, aber mir gefiel das. Ich wusste, er suchte mich in allen kleinen Mädchen. Er suchte das Kind, das ich war, als ich ihn kennenlernte.“

– Der moderne mensch, der sich tätowiert, ist ein verbrecher oder ein degenerierter. Es gibt gefängnisse, in denen achtzig prozent der häftlinge tätowierungen aufweisen. Die tätowierten, die nicht in haft sind, sind latente verbrecher oder degenerierte aristokraten. Wenn ein tätowierter in freiheit stirbt, so ist er eben einige jahre, bevor er einen mord verübt hat, gestorben. – Loos

Rechtsanwalt Ploderer: Selbst wenn etwas vorgefallen sein sollte, hat es dieser edle Mensch sicherlich in einer Weise getan, bei der das ,sittliche Empfinden‘ des Kindes keinen Schaden gelitten haben kann.“ Die „armen Kinder“ hätten „in einem Paradiese der Wohlgerüche“ etwas „dazu erlebt“, wo bleibe das „verletzte Rechtsgut“? Besser, als „wenn das Mädel ein paar Jahre später nach Kirchfahrt und Hochzeitsfrass von einem Syphilitiker roh vergewaltigt wird.

– Das erste ornament, das geboren wurde, das kreuz, war erotischen ursprungs. Das erste kunstwerk, die erste künstlerische tat, die der erste künstler, um seine überschüssigkeiten loszuwerden, an die wand schmierte. Ein horizontaler strich: das liegende weib. Ein vertikaler strich: der sie durchdringende mann. Der mann, der es schuf, empfand denselben drang wie Beethoven, er war in demselben himmel, in dem Beethoven die neunte schuf. – Loos

Der Strafakt gibt Aufschluss: „Aus erregtem Geschlechtsgefühle“ habe er die Mädchen dazu gebracht, „gewisse Stellungen einzunehmen und sich in ihnen zeichnen zu lassen“. Berührungen beim Spagatmachen; Baden und Aufs-Bett-Legen mit Berühren, Penetrieren und Lecken ihrer Geschlechtsteile, Reiben des seinen, versuchte Fellatio. So berichtete die Zehnjährige schon am Tag nach der anonymen Anzeige gegen Loos, dass sich dieser in ihrem Beisein vollständig entkleidet, ihr Fotos nackter Kinder gezeigt, die nackte Neunjährige ins Bett und sich dazu gelegt habe. Danach gab die Großmutter der Achtjährigen zu Protokoll, dass ihr die Enkelin ebenfalls erzählt habe, wie Loos sich nackt ausgezogen und das Kind befingert und geleckt habe.

– Aber der mensch unserer zeit, der aus innerem drange die wände mit erotischen  symbolen beschmiert, ist ein verbrecher oder ein degenerierter. Es ist selbstverständlich, daß dieser drang menschen mit solchen degenerationserscheinungen in den anstandsorten am heftigsten überfällt. Man kann die kultur eines landes an dem grade messen, in dem die abortwände beschmiert sind. – Loos

Im Museum für angewandte Kunst: Die Ausstellung zeigte auch das Schlafzimmer, welches Loos 1903 für seine erste Frau Lina eingerichtet hatte. Ein Traum von schneeweißer Unschuld, ganz ohne die damals üblichen schweren Möbel, dafür rundum versehen mit hellen Vorhängen und flauschigen Fellen auf Bett und Boden – eine Einladung zum lustvollen Fläzen. Erhalten hatte sich das Ensemble nicht, es musste für die Ausstellung mit großem Aufwand rekonstruiert werden. Nicht erwähnenswert fanden die Kuratoren, dass es just dieses Zimmer war, von dem die kleine Marie später berichtete: Hier habe Loos sie „in das Bett getragen und hat mich an meinem Geschlechtsteil geschleckt“

– Beim kinde ist es eine natürliche erscheinung: seine erste kunstäußerung ist das bekritzeln der wände mit erotischen symbolen. Was aber beim papua und beim kinde natürlich ist, ist beim modernen menschen eine degenerationserscheinung. Ich habe folgende erkenntnis gefunden und der welt geschenkt: Evolution der kultur ist gleichbedeutend mit dem entfernen des ornamentes aus dem gebrauchsgegenstande – Loos

Adolf Loos, angeklagt des „Verbrechens der vollbrachten und versuchten Schändung sowie der vollbrachten und versuchten Verleitung zur Unzucht“. Drei Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahren, Erika, Marie und Ida, alle aus einfachsten Verhältnissen stammend, sollte er im Sommer 1928 in seiner Wohnung entkleidet, gebadet und unsittlich berührt haben. Am Ende des Prozesses konnte er von Glück reden, dass ihn der Richter nur zu „vier Monaten strengem Arrest“ verurteilte, ausgesetzt zur Bewährung.

Die Pädophilie von Adolf Loos ist die Kompensationserscheinung zu seinem radikalen ästhetischen Purismus.

*Adolf Loos (* 10.12.1870 in Brünn, † 23.08.1933 in Wien) bringt von seinem dreijährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten (1893-96) ein Wort von Louis H. Sullivan mit nach Wien: »Es könnte uns nur zum Besten gereichen, wenn wir für eine Zeitlang das Ornament beiseite ließen und uns ganz und gar auf die Errichtung von in ihrer Nüchternheit schön geformten und anmutigen Bauwerken konzentrierten.« Daraus entwickelt Loos seinen radikalen ästhetischen Purismus, der ihn zum eifernden Gegner des Jugendstils und des Deutschen Werkbundes macht: ». . .im deutschen werkbund (soll) der Stil unserer zeit gefunden werden. Das ist unnötige arbeit. Den stil unserer zeit haben wir ja.«

Quellenverzeichnis:

https://www.architekturtheorie.tu-berlin.de/fileadmin/fg274/1_-_Adolf_Loos__Ornament_und_Verbrechen__1908_-_Auszug.pdf

http://www.profil.at/kultur/affaere-neue-details-paedophilieprozess-adolf-loos-5595309

http://www.zeit.de/2015/31/adolf-loos-architekt-paedophilie

1 Kommentar zu ORNAMENT UND VERBRECHEN

  1. geil und ekelhaft zugleich und irgendwie auch enttäuschend, dass adi „nur“ geschleckt hat – ich hätte mir noch eine heimliche tätowierung auf seinem rücken – barocke kathedrale oder biedermeier kanapee – vorstellen können. loos(er)dämmerung!

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