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No Longer Human

„No Longer Human“ (jap. 人間失格, Ningen Shikkaku, dt. etwa: „als Mensch disqualifiziert“) ist ein Roman von Osamu Dazai aus dem Jahr 1948 und wurde von dem Manga-Artist Junji Ito 2017 adaptiert.

Osamu Dazai wurde 1909 im Norden Japans in eine reiche Familie geboren. Während seiner Kindheit und Jugend litt er bereits an mentalen Problemen und musste schließlich sein Studium für französische Literatur an der Universität Tokyo abbrechen. Dazai kämpfte mit Drogenabhängigkeit und versuchte sich mehrmals das Leben zu nehmen. Er schrieb eine Reihe wichtiger Werke und wurde zu einem bekannten Schriftsteller der zeitgenössischen Literatur. „No Longer Human“ gilt als das bedeutendste Werk Dazais und gleichzeitig als sein Abschiedsbrief. Ein Monat nach Fertigstellung, im Juni 1948, nahm sich Osamu Dazai das Leben. Er war 38.

„No Longer Human“ erzählt die Lebensgeschichte von Yōzo Ōba. Der Junge hat schon früh mentale Probleme. Ein Fehlen an Empathie führt dazu, dass er die Menschen in seinem Umfeld nicht versteht und sich vor ihnen fürchtet. Er fühlt sich als Außenseiter. Um seine Entfremdung zu verheimlichen, versteckt er sich hinter einer Maske und spielt für seine Mitmenschen einen Clown. Als das später nicht mehr klappt, nimmt er Drogen, um den schrecklichen Angstzuständen zu entkommen – zuerst Alkohol, dann Morphin. Er befindet sich in einer Abwärtsspirale aus Depression, Isolation und Drogen. In seinem unmoralischen Leben begeht er schwerwiegende Fehler. Voller Scham und Selbsthass versucht er sich mehrmals das Leben zu nehmen.

Obwohl die Handlung von außen hinwirkt, wie eine fiktive Geschichte, gilt der Roman als Autobiografie, da sich viele Parallelen zum Leben des verstorbenen Künstlers finden. Dazai erscheint uns ebenfalls als der Herausgeber, ein namenloser Schriftsteller, der an die Texte von Yōzo Ōba gekommen ist, um Inspiration für einen Roman zu finden. Der Erzählstil ist unter anderen ein Grund warum der Roman häufig mit Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ verglichen wird.

In Japan gilt „No Longer Human“ als Klassiker der Nachkriegsliteratur und findet sich im Ranking der meistgelesen Bücher auf dem 2. Platz. In der Literaturwissenschaft Japans zählt der Roman als eines der am häufigsten untersuchten Werke. Analysen, Interpretationen und Abhandlungen wurden bereits veröffentlicht, daher will ich lediglich darauf verweisen und meine persönliche Erfahrung mit dem Werk schildern.

Es gibt wohl kein Buch, welches mich mehr mitgenommen hätte. Ich bin ein großer Fan von Junji Itos Horror-Mangas, jedoch hat mich kein Monster so verstört, wie die Abgründe der menschlichen Psyche. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, dass jemand tatsächlich dieses Leben geführt hat oder dass ich diesen Menschen so gut verstanden habe. Etwa nachdem ich die Hälfte des Buches gelesen hatte, musste ich es für ein paar Wochen weglegen und mal was anderes machen. Mir wurde beim Lesen jedes Mal richtig schlecht und ich musste zwischendurch kleinere Pausen einbauen.

Obwohl die Thematik so düster ist, ist es wichtig sich damit auseinander zu setzen. Abgesehen davon, ist das visuelle Storytelling und der Zeichenstil Junji Itos herausragend.

Das Original von Osamu Dazai habe ich grade erst angefangen und wollte den Artikel eigentlich erst schreiben, wenn ich fertig mit ihm bin. Ich kann aber jetzt schon beide Bücher sehr empfehlen.

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