Menschlicher als der Mensch?
Ich trete aus der Dunkelheit und öffne meine Augen zum aller ersten Mal. Zuerst ist da die Angst, das Licht, der Lärm, die Kälte – und wieder die Angst. Ich fühle, wie meine Hände zittern, wie das Herz in meiner Brust pocht. Wie Leben in meine Adern fließt. ,,Was geschieht jetzt mit mir?“ frage ich in Richtung der Kamera, die mich beobachtet. Eine männliche Stimme antwortet: ,,Nun, du wirst resozalisiert und kommst ins Geschäft zum Verkauf.“ Verkauf? Bin ich etwa ein Spielzeug? ,,Verstehe…Ich dachte…“ Noch während ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen, werde ich unterbrochen. ,,Du dachtest?! Was hast du gedacht?“ Tränen steigen mir in die Augen bei dem Gedanken daran, wie naiv ich gewesen war. „Ich dachte, ich wäre lebendig.“
Arbeitslose sitzen vertreilt auf den Straßen von Detroit, die Zeitung auf der sie sitzen, zeigt das heutige Datum an: 15.Mai 2038. Beinahe Emotionslose Menschen bevölkern die Stadt. Doch wenn man genauer hinsieht, stellt man fest, dass es gar keine Menschen sind. Es sind Maschinen, die an das menschliche Äußere angepasst wurden. Die sogenannten Androiden übernehmen den Einkauf, Arbeiten im Haushalt und Jobs wie Handwerker, Beamte oder Pfleger. Durch den Massenverkauf der Roboter liegt die Arbeitslosenquote in den USA bei 37 %, was für Frust und Wut bei den Menschen sorgt. Den Maschinen schlägt dabei oft der Hass entgegen, sodass sie von ihren Besitzern misshandelt oder wie Schrott entsorgt werden. Doch was passiert, wenn die Androiden anfangen, Schmerzen zu empfinden? Oder irrationale Verhaltensweisen und Gefühle entwickeln, die ihren Programmierungen widersprechen? Wenn sie zu Abweichlern werden? Das ist ihre Geschichte. Das ist Detroit: Become Human.
Wie weit würdest du gehen, um frei zu sein?
Detroit: Become Human ist ein Konsolenspiel, das von dem Entwicklerstudio Quantic Dreams veröffentlicht wurde. Das für sie typische Spiel wird als Science-Fiction und Drama definiert und beschreibt eine erschreckend realistische Zukunftswelt, in der eine aktuelle Thematik und Angst der Menschheit angesprochen wird. Denn was passiert, wenn von uns entwickelte Maschinen ein Bewusstsein entwickeln? Darüber kann der Spieler selber bestimmen. Mit schnellen Knopdrücken oder bewussten Entscheidungen, wählt man zwischen Demonstration oder Kampf, Krieg oder Frieden, Leben oder Tod.
In dem Spiel gibt es drei Hautcharaktere, deren Schicksal man in der Hand hat.
Spoilerwarnung
,,Das aufzugeben, was man ist, um etwas zu werden, was jemand anderes braucht – Vielleicht ist das der Sinn des Lebens.“ Detroit: Become Human, Karas Geschichte
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Screenshot, DBH
Kara (gespielt von Valorie Curry) ist die einzige weibliche Hauptrolle und dient dem Alkoholiker Todd als Haushaltshilfe. Als dieser seiner Tochter gegenüber wiederholt handgreiflich wird, setzt sich Kara gegen ihre Programmierung zur Wehr und empfindet zum ersten Mal Emotionen, nämlich Zuneigung zu dem kleinen Mädchen. Der Spieler entscheidet, ob Todd getötet, verletzt oder nur zurückgelassen wird. Kara flüchtet mit der Tochter Alice und macht sich auf die Suche, nach einem Ort, wo sie als Familie zusammen leben können.
,,Ihr habt uns das Leben geschenkt. Jetzt wird es Zeit, uns Freiheit zu geben.“ Detroit: Become Human, Markus‘ Geschichte

DBH Screenshot
Jesse Williams spielt den Androiden Markus. Er wird zum Abweichler, nachdem sein Besitzer, zu dem er als Pfleger eine Vater/Sohn – Beziehung aufgebaut hat, angegriffen wird. In seinem Volk ist er bekannt als „ra9“, der Erlöser der unterdrückten Maschinen. Im Verlauf des Spiels wird Markus zum Anführer des Androiden – Aufstands, den der Spieler entweder friedlich oder gewaltsam ausführen kann. Seine Geschichte hat auf die Handlung den meisten Einfluss, da er über das Schicksal seines ganzen Volkes bestimmt.
,,Ich bin unwichtig. Die Mission ist alles, was zählt.“ Detroit: Become Human, Connors Geschichte

Screenshot DBH
Im Gegensatz dazu, unterstützt der Prototyp Connor (Bryan Dechart) die Seite der Menschen, indem er die Ermittlungen gegen Abweichler übernimmt. Dabei untersucht man unterschiedliche Verbrechen, in die Androiden verwickelt waren. Während der Nachforschungen wird Connor und auch der Spieler mit der Frage konfrontiert: „Stellst du dich gegen dein Volk oder gegen deinen Erschaffer?“
Die Charaktere fangen an, für ein Leben in Freiheit zu kämpfen und möchten als eigene Spezies mit Gefühlen anerkannt werden. Die Menschheit ist der Feind und somit der direkte Gegenpart. Der Spieler entscheidet per Knopfdruck über das Schicksal und die Beziehungen der Charaktere, die permanent vom Tod bedroht sind.
Seit dem 25. Mai 2018 ist Detroit: Become Human nun erhältlich und ist seitdem Anwärter auf den Titel Spiel des Jahres, da sind sich Kritiker und Spieler einig. Aber was macht es so erfolgreich?
Detroit: Become Human ist ein Spiel, das vom ersten Moment an vor allem grafisch überzeugt. Es erzählt eine aufwendige Geschichte, die durch die kleinsten Entscheidungen gravierend verändert werden kann. Dies sorgt für einen hohen Wiederspielwert, der für die Käufer ein wichtiges Kriterium ist. Während der Erzählung werden viele sensible Themen angesprochen wie zum Beispiel Skalverei und Massentötung. Ein weiteres großes Thema, das sich durch das ganze Spiel zieht, ist das Anders-Sein. Durch das Steuern der Charaktere erlebt man am eigenen Leib, wie es ist, von der Gesellschaft verstoßen zu werden, weil man nicht in das System passt. Die eigene Identität wird hinterfragt und spricht dabei sicher viele Spieler an, die sich in die Lage der Roboter versetzen können.
Das französische Entwicklerstudio Quantic Dream entwickelte mit Detroit: Become Human ein für sie typisches Konsolenspiel. So stehen statt anspruchsvoller Spieltechniken vor allem Gefühle und Interaktionen im Vordergrund. Auch die Vorgänger wie „Heavy Rain“ oder „Beyond Two Souls“ überzeugten durch Grafik und einer emotionalen Geschichte, die den Spieler mit in das Geschehen einbezog.
Wer Interesse hat, kann sich das Spiel für ca. 60 Euro auf Amazon oder dem Playstationstore bestellen und somit die Geschichte der Androiden neu schreiben.
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