Künste prallen aufeinander: City Crash, das urbane Art-Festival in Leipzig
CITY CRASH 2016
Wenn Malerei auf Fotografie und Film auf Skulptur trifft, dann kommt es zu einem Zusammenprall verschiedener Kunstformen. Genau dies geschah vom 29. – 30. Juli in der Kulturfabrik Werk 2, im Herzen des Leipziger Südens.
Angefangen vor sieben Jahren, im kleinen Künstlerkreis, damals noch in der Feinkost, gehört das City Crash heute zu einer festen Größe in der Leipziger Kunstszene. Das Werk 2, bestehend aus mehreren Hallen, bietet dabei ausreichend Platz für Austeller, Bands, sowie Kunstinteressierten.
Der Ausstellungraum ist von der hellen Farbe des Bodens und den weißen Stellwänden dominiert. Für eine interessante Atmosphäre sorgen hohe Decken und Grundmauern der Halle, die aus Backstein gefertigt sind. Es gibt kein Tageslicht, welches die Konzentration auf die Ausstellungsobjekte stören könnte. Die Raumaufteilung ist minimalistisch gehalten und gibt einen Rundgang frei, an dem links und rechts Kunstwerke präsentiert werden.
In der Mitte befinden sich angestrahlte Figuren, die stark an afrikanische Skulpturen erinnern. Zu Beginn fallen bunte Monster auf, die aus Papierkörben gefertigt sind, die das Leipziger Stadtbild an Haltestellen und in Parks prägen. Mit ihren großen Augen wirken sie lebendig und hungrig nach Müll. Die Aufmerksamkeit wird auch auf ein scheinbar einfaches Stück gelenkt, was sich daneben befindet. Eine angeschrägt aufgestellte Europalette mit dem Titel “Dies ist keine Palette”. Das besondere an ihr ist, dass sie aus einem Stück hergestellt wurde, was ein hohes handwerkliches Geschick darstellt.
Der Blick schweift weiter über zu realistischen Malereien, die Mensch und Tier darstellen. Mal naturgetreu, mal in unruhigem Hintergrund oder mit zusätzlichen Gliedmaßen. Auch ändert sich der Blick des Betrachters. Wir sind nicht nur Zuschauer von außen, sondern befinden uns auch mal im Maul eines Affen, der gerade mit anderen Affen zusammensteht. Im benachbarten Bild starrt ein Fuchs aus dem Bild direkt an den Augen des Betrachters vorbei. Spannend ist außerdem die Verschmelzung von Fotografie und Grafik. Es sind Aufnahmen zu sehen, die an Grafiken von Google Earth erinnern und Grafiken, die durch ein 3D Rendering, einen fotoähnlichen Charakter bekommen. Der Bezug zu Leipzig kommt unter Anderem in einer Aquarell-Serie zum Ausdruck, der bekannte Punkte zeigt, wie die Blaue Perle oder die Ostapotheke, heutige bekannte Kneipen- und Veranstaltungsorte.
Eine 3D Collage zeigt bedeutende Gebäude der Stadt. Aber nicht nur die, die einen historischen Hintergrund, wie das Völkerschlachtdenkmal oder die Oper haben, sondern auch Kultureinrichtungen, die die Stadt so besonders machen. Wie das soziokulturelle Zentrum Conne Island, der neu belebte Felsenkeller oder das Cafe Westen. Nicht nur die unterschiedlichen Stile und Techniken beeindrucken, auch die Darstellung der einzelnen Bilder. Manche sind einfach gerahmt, auf Leinwand, manche hinter einem abgetrennten Fensterrahmen, dessen Beschichtung teilweise abblättert. Ob auf MDF Platte, die mehrere Zentimeter dick ist oder ganz ohne Rahmen gehangen. Die Präsentationen sind vielfältig gehalten.
Am Ende des Rundgangs, nahe des Eingangs befindet sich noch ein kleiner Raum, der verschiedene Kurzfilme aus unterschiedlichen Genres in Dauerschleife zeigt. In ihm ist Teppich ausgelegt, stehen ein paar Liegestühle und sind ein paar Kissen auf dem Boden ausgebreitet. Davor befindet sich eine große Leinwand, die den Trickfilm Leipzig von oben von Schwarwel zeigt. Aufbauend auf der Lebensgeschichte eines Mannes, nimmt der Film einen mit auf die Reise der letzten Jahrzehnte durch die Stadt. Von Aufbruchsstimmung, Mauerfall und Neuanfang, hin zu Legidademos und aktuellen Alltagsproblemen des Protagonisten. Ein wirklich schöner und gelungener Film, der den Rundgang über das Ausstellungsgelände angenehm abschließt.
Auf vielfältige Weise, lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Verschmelzung unterschiedlichster Kunstformen aufgearbeitet und abwechslungsreich visualisiert wurde. Dadurch wird ein breites Publikum angesprochen und künstlerische Objekte auf eine individuelle Art zugänglich gemacht. Auch wenn das Kunstfestival erst im nächsten Jahr wiederkommt, lohnt sich ein Besuch in jedem Fall.
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