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Kriegt Merseburg die Kurve?

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fe/MerseburgBf.JPG/1200px-MerseburgBf.JPG

Wie komme ich von Leipzig am schnellsten und bequemsten nach Merseburg?
Dies ist eine ernstzunehmende Frage, die sich vor allem Student*innen der Hochschule Merseburg mit Wohnhaft in Leipzig stellen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Lehre in Präsenz vollkommen ausgesetzt; alles findet online statt. Doch auch abseits der Hochschule, die nur noch mit Ausnahme Leipziger*innen nach Merseburg zitiert, gestaltet sich zum Beispiel der Besuch anderer Kommiliton*innen nicht immer sonderlich einfach. Woran liegt das?

Wer kein Auto geschweige denn Führerschein besitzt, ist auf den ÖPNV angewiesen. Zwar gibt es S-Bahnlinien, aber die führen allesamt über Halle. Wer eine Direktverbindung sucht, muss sich mit dem Bus zufrieden geben, jedoch geht auch dem eine Anfahrt mit der S-Bahn oder Tram voraus, wenn man nicht im Zentrum oder Westen der Stadt wohnt. Diese Lage verunmöglicht praktisch jede Spontanität.

Das muss doch besser gehen, zumal eine Strecke ohne Umstieg zwischen Leipzig und Merseburg historisch keine Neuheit wäre1.

Und tatsächlich tut sich etwas. Die Stadt Merseburg hat zusammen mit dem Regionalen Digitalisierungszentrum und der Merseburger Fa. brain SCC GmbH im Dezember 2019 eine Kampagne ins Leben gerufen, die unter dem Motto „Bahn direkt – die Kurve kriegen“ für eine Bahnverbindung beider Städte kämpft. Auch die Bürger*innen tragen haben ein Mitbestimmungsrecht. Über ein eingerichtetes Beteiligungsportals im Internet sind sie dazu angehalten, das Projekt zu unterstützen.

Ich sprach mit Sven Czekalla, Wirtschaftsförderer der Stadt Merseburg, über dieses Vorhaben und was die Bevölkerung sich davon versprechen kann.


  1. Was war der Anstoß für diese Initiative?

Die Dom- und Hochschulstadt Merseburg gehört zur Metropolregion Mitteldeutschland. Es gibt bereits seit einigen Jahren Planungsideen, das mitteldeutsche S-Bahn-Netz weiter auszubauen. Für Merseburg ist der Neubau der „Verbindungskurve in Großkorbetha“ (Die Kurve) eine wichtige Infrastrukturmaßnahme mit Strahlkraft für die gesamte Region.

  1. Wer steckt hinter dieser Initiative?

Die Initiative ging vom Merseburger Oberbürgermeister Jens Bühligen aus. Die Stadt Merseburg wollte damit die Projektidee einer S-Bahn-Direktverbindung von Merseburg nach Leipzig der Öffentlichkeit bekanntmachen und um Unterstützung aus der Bevölkerung für das Vorhaben werben.

  1. Wie viel kostest das Vorhaben?

Der Kohleausstieg wurde im Sommer 2020 beschlossen. Der Bund stellt zur Abfederung des anstehenden Strukturwandels den betroffenen Braunkohleregionen über das Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) Finanzhilfen zur Verfügung, um beispielsweise Infrastrukturprojekte wie „Die Kurve“ zu finanzieren. Dafür stehen den fünf vom Kohleausstieg betroffenen Regionen in Sachsen-Anhalt bis zu 4,8 Mrd. € bis 2038 zur Verfügung. Darüber wird auch „Die Kurve“ finanziert.

  1. In welcher Hinsicht würde denn die gesamte Stadt von der Direktverbindung profitieren?

Eine Fahrt mit der S-Bahn von Merseburg nach Leipzig wäre ohne Umsteigen möglich, was die Reisezeit zwischen den beiden Städten deutlich verkürzt. Dadurch würden beide Regionen nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch in Hinblick auf die touristische Entwicklung, noch enger zusammenwachsen.

  1. Für die Direktverbindung ist eigentlich nur eine kleine ergänzende Gleiskurve bei Spergau nötig. Wie lange dauert so ein Bau theoretisch?

Es sind scheinbar „nur ein paar Schienen zu verlegen“, aber gerade die Planung einer solchen Maßnahme braucht viel Zeit. Daher ist es sehr schwer ein Fertigstellungsdatum zu nennen, was zum jetzigen Stand einen Blick in die Glaskugel gleichkommt. Für die gesamte Region wünschen wir uns, dass die erste S-Bahn auf der Strecke deutlich vor Ende des Jahrzehnts fährt.

  1. 500 Bürger haben sich über ein Internetportal an der Initiative beteiligt und E-Mails an die zuständigen Stellen geschickt. Mit Erfolg. Die Zuganbindung wurde als ein Projekt des Strukturstärkungsgesetzes aufgenommen. Es ist aber längst nicht das Einzige, auch Halle und Zeitz sollen gefördert werden. Wie gut stehen denn die Chancen für Merseburg?

„Die Kurve“ ist Bestandteil eines Bundesgesetzes (InvKG) und somit ist die Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt gewährleistet. Nun müssen wir alle darauf hinwirken, dass das Vorhaben schnellstmöglich realisiert wird. Hier bleibt auch weiterhin die Öffentlichkeit gefragt!

  1. Wie kann ich, wenn es mich überzeugt hat, dieses Projekt unterstützen?

Die Initiative „Bahn-Direkt – Die Kurve kriegen“ kann weiterhin über das Beteiligungsportal auf der Webseite der Stadt Merseburg (www.merseburg.de) unterstützt werden. Mit wenigem Mausklicks können Entscheidungsträger auf Kreis-, Land-, und Bundesebene mit einem automatisch generierten Schreiben erreicht werden. Hierbei geht es vor allem darum, eine schnelle Umsetzung des Projektes zu erreichen.

www.beteiligung-merseburg.de/de/beteiligung.html

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Merseburg%E2%80%93Leipzig-Leutzsch

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