Wirft man einen Blick auf die Internetpräsenz der Stadt Merseburg, so heißt es dort schlichtweg: ‚Merseburg bezaubert‘. Denn im Jahre 1841 entdeckte der Historiker Georg Waitz die Merseburger Zaubersprüche aus dem 9. Jahrhundert. Doch seither hat sich in der Geschichte dieses Städtchens offenkundig nichts mehr ereignet.
Bis zum Januar diesen Jahres.
Tief konnten da die Stadtverbundenen aufatmen, als Herr Thomas Rödel, merseburger Professor für Chemie, Angela Merkel in ihrer Eröffnungsrede im Fraunhofer Institut Halle unterbrach und als besorgter Bürger um die Asylpolitik bundesweit mediale Aufmerksamkeit erregte, indem er nach Adenauer-Vorbild „keine Experimente!“, sondern einen Plan von Merkel und CDU forderte, wie Focus und Junge Freiheit gleichermaßen titulierten.
Um der neu gewonnenen Merseburger Euphorie einen Moment des Glücks zu gewähren, könnte man wohlmeinend schließen, Rödel sei der vermeintlich letzte verbliebene Sozialdemokrat des Bundes.
Denn es stellte sich heraus, dass er neuerdings Rückenwind von LINKS erhält. Wenn es nach Sarah Wagenknecht geht, ist nämlich die Aufnahmebereitschaft der Bundesrepublik bereits ausgeschöpft, „mindestens bei den Wählern der AfD“.
Auch für Thomas Rödel stellt sich in seiner Kritik der Alternativlosigkeit die Sorge um seine Kinder ein und er fragt sich, in welchem Land sie einmal Leben werden. Damit ernte er, nach eigener Aussage, viel Zuspruch der Bevölkerung.
Doch was Adenauer unter dem Slogan „keine Experimente!“ verstand, zeigte sich insbesondere darin, wie nahtlos er politisch profilierte Volksgenossen wie Hans Globke, Theodor Oberländer, Waldemar Kraft, Franz-Josef Strauß und Karl-Maria Hettlage in sein Kabinett der braunen Herren einfügen konnte, und ihnen federführende politische Ämter in der BRD erst ermöglichte. Diese hatten, der Logik des Slogans zufolge, den Nationalsozialismus vermeintlich ungeläutert überstanden – aber war es in Wahrheit nicht doch andersherum?
Doch dies soll die Stimmung um merseburgs Exportschlager nicht trüben. Vielmehr sollte die Courage Rödels, welche Deutschland wieder wachgerüttelt und Merseburg einen besonderen Verdienst erwiesen hat, den Platz bekommen, den sie sich verdient hat.
In der Diskussion um die Nachfolge Günther Adolphis, als Namensgeber der ‚Günther-Adolphi-Straße‘, lautet daher das Plädoyer: Keine Experimente!
Eine Umbenennung in die ‚Thomas-Rödel-Straße‘ hieße gleichsam eine würdige Nachfolge, die dem Slogan total gerecht wird.
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