Fashion Revolution
Am 19.04.2021 hat die Fashion Revolution Week begonnen und deshalb fragen wir euch: “Who made your clothes”?
Eine vermeintlich einfache Frage, die aber selten beantwortet wird. Seit 2014 wird sie von Millionen Menschen weltweit gestellt. Und an wen richtet sich diese Frage? An die Fashion Industrie.
24. April 2013 – in einem Vorort von Dhaka stürzt eine Textilfabrik in sich zusammen. Mehr als 2000 Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und 1136 Menschen sterben. Aber daraus entsteht eine globale Bewegung, die bis heute ihre Kreise zieht und größer wird – die Fashion Revolution. Der Jahrestag der Katastrophe wird zum Fashion Revolution Day erklärt. Seit 2016 gibt es sogar die Fashion Revolution Week. Aber was steckt dahinter und was möchten wir euch auf den Weg geben?
Während der Fashion Revolution Week sind alle Menschen aufgefordert zu erfragen, woher ihre Kleidung kommt. Das kann auf verschiedene Arten geschehen. Unter dem Hashtag #whomademyclothes werden in den sozialen Medien Etiketten und Kleidungsstücke gepostet, um die Modeindustrie zum Handeln zu zwingen. Aber was ist das Ziel hinter dieser Aktion? Ganz einfach, die Marken und der Handel stehen im Zugzwang, diese Frage soll mehr Transparenz in der Modebranche schaffen.
Seit dem Unglück wurde die Aufmerksamkeit der Welt auf unwürdige Arbeitsbedingungen und Ausbeutung in der Textilbranche gelenkt. Trotzdem hat sich seitdem wenig daran geändert. Es geht nicht um Boykottierung, auch nicht um Hetze. Aber Mode muss transparenter werden, und die größte Macht haben dabei wir – die Verbraucher:innen. Wir können dafür sorgen, dass der Markt handelt und diverse Fragen beantwortet. Wir können Veränderung bewirken und den Blick auf Lieferketten, Arbeitsbedingungen und Bezahlung lenken. Und genau darum geht es bei der Fashion Revolution.
Dem Fast Fashion Trend zu entkommen ist nicht leicht, wenn man mitten im Konsum aufwächst und einem keiner die Augen öffnet. Manchmal braucht es Denkanstöße und Hilfe von außen. Es gibt viele Möglichkeiten, um achtsamer in Bezug auf Kleidung zu werden. Kleidung in Fair Fashion und Secondhand Geschäften kaufen oder Kleider tauschen sind nur eine kleine Auswahl. Gehört hat man von diesen Möglichkeiten schon, deswegen lassen wir sie heute außen vor.
Wir möchten euch aber zwei andere Möglichkeiten zeigen. Für alle, die den Konsum reduzieren, Geld und Zeit sparen und die Umwelt schonen wollen, ist die Capsule Wardrobe super geeignet.
Capsule Wardrobe
Die Capsule Wardrobe gehört zum Minimalismus-Trend und wurde von Susie Faux ins Leben gerufen. Ihr Zweck ist es, den Kleiderschrank auf 37 Teile zu reduzieren und dir den Umgang mit deinem Kleiderschrank zu erleichtern. 37 Teile, klingt erstmal nicht wenig. Taschen, Schuhe und Accessoires zählen aber dazu. Man möchte mit diesem Konzept den Kleiderschrank auf das Nötigste verkleinern, aber gleichzeitig die Auswahl steigern. Wie das gehen soll? Ganz einfach. Die Kleiderauswahl wird so angepasst, dass die Teile unterschiedlich miteinander kombinierbar sind und sich ergänzen. Mit den folgenden Schritten gelingt euch die Umgestaltung eures Kleiderschranks garantiert:
- Sichtung deiner Kleidung
Wichtig hierbei ist, zu schauen welchen Stil du hast. Welche Sachen trägst du gerne? Welche Farben und Schnitte passen besonders gut zu dir? Schau den kompletten Schrank einmal durch und dann geht es auch schon weiter zu Schritt zwei.
- Kleidung aussortieren
Es gibt eine Regel: sei radikal! Sortiere deine Kleidung nun in drei Stapel. Diese wären:
- Behalten: Kleidung, die dir gut steht, die du viel trägst und die dich glücklich macht, behältst du.
- Verkaufen/spenden/verschenken: Kleidung, die du nicht mehr trägst, die nur Platzhalter ist oder dir nicht mehr passt.
- Zweite Chance: Es gibt natürlich auch Kleidungsstücke, bei denen eine Entscheidung zu treffen nicht einfach ist. Aber auch dafür hat die Capsule Wardrobe eine Lösung. Pack diese Kleidung in einen Beutel oder Karton. Du wirst merken, ob du die Kleidung vermisst oder nicht. Nach ein oder zwei Monaten kannst du dann entscheiden, auf welchen Stapel diese Sachen kommen.
- Studieren und ausprobieren
Jetzt wird herumprobiert, dabei kannst du vollkommen frei sein. Schau dir deine Kleidung vom ‘Behalten’- Stapel an. Versuch herauszufinden, was dir an dieser Kleidung besonders gut gefällt. Gibt es vielleicht eine Farbe, die besonders oft vertreten ist?
Jetzt gehts zum Herzstück der Capsule Wardrobe. Kombination ist hier das Wort der Stunde. Probiere die Kleidungsstücke in verschiedenen Kombinationen an, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht passen sollte. Lass dich einfach inspirieren. Schau dir an, was andere tragen oder schau dich im Internet um. Dafür haben wir eine Pinnwand auf Pinterest erstellt, die findest du hier.
- Brauchst du das neue Teil wirklich?
Der Titel verrät es schon. Wenn du neue Kleidung haben möchtest, solltest du dir die Frage stellen, ob du sie wirklich brauchst. Fertige dir dafür eine Liste an. Immer wenn du das Gefühl hast, dass dir ein bestimmtes Teil fehlt, kannst du einen Strich dahinter setzen. Bei 10 Strichen, kannst du nochmal überlegen, ob du es kaufst oder nicht.
- Capsule Wardrobe ist ein Prozess
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, genauso wie deine persönliche Capsule Wardrobe. Es besteht hier kein Zwang zur Perfektion. Mit der Zeit wirst du sehen, welche Teile gut kombinierbar sind und in welchen Schnitten und Farben du dich wohlfühlst. Irgendwann bekommst du ein Gefühl dafür, was wirklich nötig ist und was nicht.
Damit wünschen wir viel Spaß für diejenigen, die es ausprobieren möchten! Es gibt auch tolle YouTube Videos zu dem Thema, die den Prozess mit Ecken und Kanten zeigen.
Upcycling Kuscheltier
Damit kommen wir zu unserer bereits erwähnten zweiten Möglichkeit. Manchmal findet man auch Teile im Schrank, die schon zu abgetragen zum Verkaufen sind, vielleicht ist auch schon ein kleines Loch in der Kleidung oder ein Fleck, der nicht mehr weggeht. Aber selbst diesen Sachen kann man ein zweites Leben schenken. Dafür haben wir eine Anleitung für dich erstellt. In dieser wird Schritt für Schritt erklärt, wie du aus einem alten Pullover einen Teddy nähen könnt. Viel Spaß beim Nachmachen!
Veranstaltungen und Termine:
Natürlich möchten wir euch auch zeigen, was während der Fashion Revolution Week passiert. Dafür haben wir uns Halle und Leipzig vorgenommen.
In Leipzig hat das Netzwerk “Leipzig handelt fair” digitale Veranstaltungen auf die Beine gestellt, die mit Fast Fashion ins Gericht gehen und fairen Alternativen eine Chance geben. Außerdem gibt es einen Rückblick auf die Leipziger Textilgeschichte.
Am 20.04.2021 hat die erste Slow-Fashion-Tour durch Leipzig begonnen. Wenn du auch dabei sein möchtest, schau vorbei und sei Teil einer internationalen Bewegung. Unter diesem Link gibt es eine detaillierte Auflistung für die Woche.
Auch Menschen aus Halle stellen in diesem Jahr wieder viele tolle Veranstaltungen rund um das Thema Fashion Revolution vom
19. bis 26. April auf die Beine.
Unter anderem finden Filmprojekte für Jugendliche, eine Ausstellung und Online-Diskussionsrunden statt. Aber du kannst auch an einem Upcycling-Workshop oder einer Stadtrallye mit deinem Smartphone teilnehmen. Lass dich überraschen!
Alle Informationen und Termine findest du hier und hier.
Bist du neugierig geworden? Hier findest du weiterführende Links und Dokumentationen: Dokumentationen: Blut, Schweiß, T-Shirts Folgen 1-4: 1. https://www.dailymotion.com/video/xtm5x8 2. https://www.dailymotion.com/video/xtm619 3. https://www.dailymotion.com/video/xtm62h 4. https://www.dailymotion.com/video/xtm637 Mode. Macht. Menschen - Playlist: https://www.youtube.com/playlist?list=PLvnBzZOjEg-FKofiyFZJXdUqYHxAbL4GA Infos zu nachhaltigen Shops: https://utopia.de/bestenlisten/mode-shops-nachhaltige-mode/ Buchempfehlung: https://www.emf-verlag.de/produkt/365-outfits-das-capsule-wardrobe-naehbuch/
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