Die Zukunft des Tauschens
Wenn Nachhaltigkeit zur Begegnungsstätte des Kiez´ wird
Das ewige Ausmisten und das Befreien von Gegenständen, die im eigenen Haushalt keine Verwendung mehr finden, haben durch den monatelangen Lockdown während der Corona-Pandemie einen Aufschwung erlebt. Aber wohin mit dem Krempel? Wer findet noch Verwendung dafür?
Ob in Sharing-Gruppen auf sozialen Netzwerken oder klassisch in der „Zu Verschenken“-Kiste auf dem Bürgersteig: das Aussortierte darf ein zweites Leben bekommen. Das ist aber nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit von Bedeutung.
Damit dem Tauschen mehr Kultur und Aufmerksamkeit zugeschrieben wird, entstand das glänzende Fabrikat Lenes Tauscho in Leipzig.
Vier Meter lang und zwei Meter hoch. An den Außenwänden mit vielen Stickern beklebt, die linke Tür dient als Schwarzes Brett der Nachbarschaft. Auf der rechten Tür befinden sich die Tauschregeln. Hier gilt: Alle für Alle!
Am südöstlichen Ende des Lene-Voigt-Parks in Leipzig, diente die kleine Grünfläche vor dem Zaun schon immer dem Tauschen. Ehemals von anderen Nachbarn initiierte Projekte, welche das zum Tausch angebotene vor der Witterung schützen sollten, wurden aufgrund mangelnder Genehmigungen entfernt. Aber Gegenstände zu teilen und zu tauschen seien nach Aaron Krautheim, Initiator von Lenes Tauscho, nur mit einer passenden Infrastruktur möglich. Das war Anlass genug, aus der verdreckten Ecke einen Ort der Begegnung für Nachbar:innen zu schaffen.
Zusammen mit dem Verein Verschenkekiste e.V., der finanziellen Unterstützung des Stadtbezirksbeirat Leipzig Süd-Ost und einer Crowdfunding-Kampagne wurde die Lösung für den vermüllten Teil des Parks verwirklicht.
Jetzt erfreuen sich täglich weit über 500 Besucher:innen an dem immer wieder wechselnden Angebot aus der Nachbarschaft.
Aber wie kommt der Schrank wirklich bei Anwohner:innen an?
Marten ist Auszubildender im sozialen Bereich und kreuzt nahezu täglich mit dem Fahrrad den Park. Er ist der Meinung, dass „ein Projekt wie das hier superwichtig ist. Nicht nur um hin und wieder was Schönes zu finden, sondern auch, um mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Ich wohne schon ein paar Jahre in Reudnitz und hier am Tauscho treffe ich regelmäßig Freund:innen, ganz zufällig“. Aber das sei nicht der einzige Vorteil, „denn wohin sonst mit dem ganzen Zeug. Das alles wegzuschmeißen ist nicht sonderlich umweltbewusst“.
Eine Familienmutter schlendert hier auch gerne während ihres Spazierganges vorbei. Hauptsächlich wegen des Stöberns, sagt sie. „Es gab vorher schon verschiedene Varianten des Schrankes und da sah das hinterher oft recht hässlich aus“, deswegen wünscht sie sich jetzt, „dass die Menschen, die sich etwas heraussuchen, damit ein bisschen mehr verantwortungsvoll umgehen werden.“
Das wünscht sich auch der Initiator, denn Bürgerinnen und Bürger sollen nicht nur Gegenstände bringen oder holen, sondern „auch mal Müll wegräumen, auch mal wischen, auch mal gucken“. Aber sein größter Wunsch für die Zukunft ist, „dass die Leute sich damit verbunden fühlen und das nicht nur so nebenbei nutzen“.
Um zahlreichen Menschen jeden Tag eine Freude mit dem Angebot im Tauschschrank machen zu können, bedarf es für die Wartung und die immer wieder anfallenden Reparaturen weiterhin regelmäßige Spenden. Aber auch kleinere Handgriffe zeigen hier eine große Wirkung.
Verfasst von Lena Reiss, Jonas Pfennig und Rebecca Gleffe
Fotos von Lena Reiss
Link zum Spenden:
https://www.startnext.com/lenes-tauscho
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Quellen:
https://www.instagram.com/lenes_tauscho/?hl=de
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