Der Elefantenhimmel
von Lea Konitz und Sophie Weber
Thailand, das auch das Land des weißen Elefanten genannt wird, ist eines der letzten natürlichen Verbreitungsgebiete des Asiatischen Elefanten in Südostasien. 1950 streiften noch 50000 Elefanten durch den thailändischen Dschungel, heute wird die Zahl der wild lebenden Dickhäuter auf 2500-3000 Tiere geschätzt. Diese Elefanten leben in den, nach Rodung verbliebenen Waldreservaten. Durch zunehmende Landwirtschaft der Bevölkerung wird dieser verbliebene Lebensraum immer kleiner und es kommt zu Konflikten zwischen Mensch und Tier.
Zirka 2000-2500 Tiere werden zudem von Menschenhand gehalten. Thailand hat eine lange kulturelle Tradition in der Haltung und Verehrung der Tiere. Sie gelten als Glücksbringer, der weiße Elefant ist ein heiliges Tier und sie wurden schon in vergangenen Zeiten zum Bau, als Kriegstiere und vorallem zur Waldrodung eingesetzt. Dieser Arbeitseinsatz hatte fatale Folgen für den tropischen Wald. Bedeckte der Dschungel Ende des 19. Jahrhunderts noch 70% des Landes, sind es heute nur noch 20%. Zum Schutz der Wälder wurde 1989 der Abbau des Regenwaldes per Gesetz verboten.
Mit diesem Gesetz wurde der Ausrottung des Elefanten und der Zerstörung des Regenwaldes entgegengewirkt, es schaffte jedoch Schwirigkeiten für die Tiere in Menschenhand. Die ehemaligen Arbeitselefanten waren plötzlich überflüssig und ihre Mahouts suchten nach neuen Wegen Geld mit ihnen zu verdienen. Einige fanden Arbeit auf Kautschukplantagen oder gingen mit den Tieren illegal über die Grenze nach Myanmar um dort Arbeit in der Holzwirtschaft zu finden.
Andere Elefanten wurden von ihren Besitzern in die großen Städte gebracht um dort zu betteln. Diese Ort sind völlig ungeeignet als Lebensraum, der Lärm, der Verkehr und die Straßenbeschaffenheit machen die Tiere krank. Viele der Betteltiere sind zudem unterernährt, da das erbettelte Geld nicht für die Verpflegung eines Elefanten ausreicht. Die thailändische Regierung hat mit Verboten reagiert und doch leben circa 200 Tiere allein in Bangkok.
Wenn die Elefanten nicht zum betteln eingesetzt werden, zeigen sie Kunststücke oder tragen Touristen im Kreis umher. Die Tiere als Touristenattraktion anzubieten ist ein lohnendes Geschäft und die Branche boomt. Elefantencamps schießen wie Pilze aus dem Boden. In vielen dieser Camps werden die Tiere jedoch nicht artgerecht gehalten, häufig sogar gequält und unzureichend gefüttert. Da sich Elefanten in Gefangenschaft und unter artwidrigen Bedingungen nur selten vermehren, die Nachfrage von meist jungen Elefanten in den Camps aber besonders hoch ist, werden immer wieder wilde Jungtiere ihrer Herde entrissen oder aus den Nachbarländer illegal eingeschleusst.
Bevor die Elefanten dann als Reittiere genutzt werden können, müssen sie gezähmt werden. Der Mahout muss dem Tier immer wieder zeigen wer die Oberhand hat. Die sensiblen Rüsseltiere werden dafür mit spitzen Metallhaken auf ihre empfindlichsten Körperteile geschlagen. Diese traditionelle Art der „Ausbildung“,dem „Gefügigmachen“, müssen auch heutzutage noch viele dieser Elefanten über sich ergehen lassen – auch dann wenn sie in Gefangenschaft geborenen sind. Tagsüber oder Nachts, wenn die Tiere nicht gebraucht werden, stehen sie in engen Boxen an kurz gebundener Kette und warten auf ihren nächsten Einsatz als Reittier.
Es gibt aber auch einige wenige Camps, die anders konzipiert sind. Der Elephant Nature Park mit der Elephant Nature Fondation in Chiang Mai ist eines dieser positiven Beispiele. Diese Organisation, unter der Leitung von Lek Chailert, nimmt sich der ehemaligen Arbeitstiere und den kranken und gequälten Elefanten an. Sie nimmt außerdem bettelnde Mahouts in ihre Dienste, bietet Lohn, Unterkunft und neue Perspektiven. Der Elephant Nature Park setzt sich sowohl für den Tierschutz als auch für soziale Projekte ein.
Lek Chailert, die Gründerin des Parks und der Elephant Nature Fondation, hat sich zur Aufgabe gemacht, Elefanten aus der Gefangenschaft zu verhelfen, sie zu pflegen und medizinisch zu versorgen. Außerdem unterstützt sie verschiedene Bildungsprojekte und Naturschutzorganisationen. Die 32 Elefanten im „Nature Park“ sind körperlich und/oder geistig von ihren früheren Besitzern misshandelt worden und bedürfen spezieller Betreuung und Behandlung.
Im „Elefantenhimmel“, wie der Park auch genannt wird, werden die Tiere nicht für Shows oder Reittouren ausgenutzt. Der Park ist ein Schutz- und Rettungszentrum. Es ist ein Schutzraum in dem die Tiere sich frei auf dem Gelände im Mae Taeng Valley bewegen können.
Sie wählen ihre Herde frei aus und leben in einem Umfeld, das dem natürlichem Lebensraum sehr nahe kommt.
Direkt neben dem riesigem Areal des Elephant Nature Park, nur getrennt durch einen Fluss, befindet sich ein weiteres Elefantencamp. Dort stehen die Elefanten angekettet in Boxen und tragen die Touristen durch das wunderschöne Valley.
Welch ein Glück, dass es den „Elefantenhimmel“ gibt. Hier können die Elefanten ihre verbliebenen Lebensjahre in artgerechtem Lebensraum und in Freiheit genießen und das ein oder andere Tier wird irgendwann wieder durch den thailändischen Dschungel streifen können.
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