Das KMPler-Dasein
Ein Einblick in das Studium Kultur-und Medienpädagogik
“We`ve come a long, long way together”, erklingt es aus den Lautsprechern der Gartenbühne.
Das Mach-Team und alle Helfer tanzen ausgelassen, singen mit, springen und prosten sich bei dem Refrain “I have to praise you like I should” euphorisch zu. Am DJ-Pult sitzt inzwischen ein übergroßer Plüschbär, denn es ist vollbracht. Das drei-tägige Mach-Festival ist zu Ende und von Erschöpfung keine Spur, feiern alle MACHer gemeinsam den Erfolg. Es ist berauschend zum ersten Mal Teil dieses Erlebnisses zu sein.
Das Mach-Festival ist Teil des Moduls 2/3.1 Gruppenorientierte Kulturarbeit und dafür gibt es Credits. Für alle MitMACHer ist das Festival kostenlos. Nach einem gemeinschaftlichen Bällebad begann die „Verpflichtung“. Aufräumen, Hin- und Herräumen, MACHen, für mich hieß das Akkord-Henna-Malen, zwei Tage lang, von Mittag bis in die Dunkelheit: macht 2,5 credits.
Kulturarbeit auf dem MACH-Festival ist zweifelsohne das angenehmste und ungewöhnlichste Seminar des Sommersemesters.
Nicht alle Seminare sind derart aufregend und kreatürlich, aber jedes Semester hat seine ganz eigenen Highlights.
In jedem Modul ergibt sich die Frage: „Stelle ich mich der Herausforderung und erweitere konsequent meinen Wissensschatz oder belege ich einen „Schmusekurs“ bei einem Lehrenden mit geringerem Anspruch? Man kann seine Professoren nicht vorsichtig genug wählen.“ Im gleichen Modul wird bei dem einen nur ein Referat gefordert und außerhalb, dieses einen Tages, muss man auch nicht zwingend anwesend sein. Beim Parallel-Modul wird ein Essay oder dialektisch wertvolles Referat gefordert und eine Hausarbeit, gekoppelt mit regelmäßiger Anwesenheit und Pflichtlektüre vor jeder Sitzung. Viele Semis sind intensiv, heißt man diskutiert oder verbessert sein Geschick und erweitert sein Wissen durch Übung > learnig by doing< . Die meisten, aber nicht alle Lehrkörper, nehmen Abstand vom alleinigen Frontalunterricht, ganz nach reformpädagogischen Ansätzen.
Herausragend hierbei war für mich bis dato das Modul 1/3 Erlebnispädagogik, bei dem mittels unterschiedlichen Lernsituationen, spielerisch soziale Fähigkeiten, wie Kommunikation und Kooperation, verfeinert werden. Den Abschluss dieses Moduls bildet der „Brückenbau“ über einen Fluss, den jedes Teammitglied möglichst trocken überqueren soll.
Die Pädagogik an sich ist leider im Fachbereich KMP zu kurz geraten, dafür kann man an diversen Lesungen der BaSas (Bachelor Soziale Arbeit) zu psychologisch, pädagogisch wertvollem Umgang mit verschiedenen Altersgruppen teilnehmen. Eine Information, die ich vorab gerne gewusst hätte: KMP hat KEINEN staatlich anerkannten Pädagogen, das heißt, ab in die freie Wirtschaft, an Berufs- statt an Grundschulen usw. Ansonsten ist der Studiengang an sich erlebnisreich, kreativ und abwechslungsreich.
Die meisten Dozenten sind sehr zugänglich. Ein für seine Fotografie bekannter Dozent tanzte in seiner Vorlesung, um „die Teilnehmeranzahl zu dezimieren“, was nicht annähernd funktioniert hat. Das Gegenteil war der Fall. Nennenswert ist auch Prof. Dr. Bartsch (1/3.1 Erziehung | Bildung | Sozialisation – Einführung und Grundlagen; 1/3.2.1 Reform der Pädagogik durch Reformpädagogik?), dieser stellt sich regulär mit Gitarre vor.
Ein Einblick in diverse Module:
Ich erinnere mich sehr gern an Modul 1.4, was ich persönlich in meinem Bett verbrachte. Augen zu – logisch. Oder Modul 1/4.2.1 Grundlagen der künstlerischen Gestaltung, bei dem ich meist nur anwesend war, um mit freudigem Applaus meinen Kurskameraden bei ihren Vorträgen beizustehen, oder im Cafe, im Se-Gebäude saß, mit Kunstbuch natürlich. Also da liegt eins – immer.
Natürlich gibt es auch andere Seminare, 1/6.2 Fachsprache Englisch (G1) hat es in sich. In Gruppenarbeit wird ein Film mit Interviews etc. produziert und dann offiziell im Studio des Offenen Kanals Merseburg/ Querfurt vorgestellt, mit Moderation, eigener Kameraleitung, Licht- und Tontechnik, eben allem drum und dran. Ähnlich sieht die erste Woche aus, der Kulturkompass:
Es gibt also auch arbeitsintensive und organisatorisch anspruchsvolle Module. So auch Modul 1/6.1 Wissenschaftliches Arbeiten, wo alle Grundlagen für kommende schriftliche Belegarbeiten unterrichtet werden.
Da mir das Zeichnen und die Fotografie liegen, belege ich reichlich Module bei Christian Siegel und Thomas Tiltmann, zwei Koryphäen in ihrem Bereich, die ich nur empfehlen kann. Hier ein paar unter Ihnen entstandene Arbeiten:







Persönliche Arbeiten aus dem vergangenen Semester
Der rege – fast freundschaftliche- lockere E-Mail-Kontakt und die kleinen, sympathischen Verschrobenheiten einiger Dozenten sind ein Grund mehr für das Studium hier.
Wer mit dem Theaterspiel liebäugelt, wird Skadi Gleß lieben. Auf Umwegen übt sich so früh das laute Referieren, die selbstsichere Körpersprache, das Unterhalten des zukünftigen Publikums – der Schüler.
Eigeninitiative wird an der HoMe großgeschrieben, wer eigene Ideen oder fachlich passende Vorschläge hat, kann oft seine selbstgewählten Projekte als Belegarbeit einreichen und einigen Vorgaben ausweichen. Die meisten Fächer lassen sich für Schlaue gut verknüpfen, so kann z. B. das Modul Kunst erfahren: Kunstreise – Reisebilder, zu zahlreichen Leistungsnachweisen führen, Portrait-Fotografie, einem Artikel für Journalistisches Schreiben, einem multimedialen Artikel in Gruppenarbeit für COMM, einem Kurzfilm und natürlich der Anwesenheit bei der Reise.
Allgemein ist KMP ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen praktischer Erarbeitung und theoretischen Grundlagen.
Für die, die aus Leipzig kommen oder von weiter weg, lohnt es sich, aufs Gelände zu ziehen. Pendeln ist Mist, aber es geht. Inzwischen genieße ich die Zeit im Bus, früh ist es eine gute Vorbereitungszeit für leistungsintensive Seminare oder um mit anderen zu plauschen. Auf der Rückfahrt gilt dies natürlich auch. Für den Tagesausklang hier ein Tipp von Prof. Dr. Konrad Weller: „Das Sitzen entgegen der Fahrtrichtung entlastet die Augen. Objekte verschwinden langsamer, weicher, statt einem entgegen zu crashen. In physiologische Form nennt man dieses Phänomen Nystagmus.“ Herr Weller ist ebenfalls einer jener Dozenten, welcher stets Zeit für seine Schüler findet. Mit Vorliebe in gemütlicher HoMe-Express-Atmosphäre. Ihr lernt ihn im Modul 1/1.2 Medienpsychologische Grundlagen kennen. Achtet auf seine Tasse!
Wir KMPler sind vor allem eins: bunt – heißt von der introvertiert liebevollen grauen Maus bis zum lautstarken, politisch unkonventionellen, humorvollen Kommilitonen ist alles vertreten, manchmal auch Individuen, welche die Geschlechtszugehörigkeit verweigern. Ich z. B. war einmal versehentlich auf dem Männerklo (das kann man verwechseln, auf dem Campus gibt es auch genderfreie Toiletten), da traf ich einen Wirtschaftler, der mich irritiert fragte: „Wurde das auch gegendert?“ Ich:“Nein“ Er halblaut: „Ach, KMPler“
Ab und an wird der Studiengang schon verunglimpft oder minderwertig tituliert. Kein Wunder, wenn man im Semester nur wenig schriftliche Prüfungsleistung hat und der Rest des Campus eine Unzahl davon anfertigt. Wir leisten aber in anderen Bereichen viel, im Großen und Ganzen gestalten die KMPler das Miteinander und das Gelände der HoMe mit viel Engagement. Das Kürzel „HoMe“ ist hier authentisch.
Dieser Beitrag soll vor allem Erstis und Unschlüssigen einen Einblick in den Studiengang Kultur- und Medienpädagogik geben. Alles zum Stundenplan, Credits, Modulen und euren Pflichtfächern bekommt ihr in der ersten Woche mehrfach und sehr eindringlich erklärt. Wer sich ein paar kulturpädagogische und künstlerische Projektarbeiten des 6.Semesters oder KMP-Kataloge anschauen möchte, findet hier die Verlinkung. Flyer zm Studiengang: KMP_Bachelorflyer
Lasst es auf euch zukommen! Hoffentlich bis bald, auf dem Campus.
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