Der Mythos des Weihnachtsmanns
Die schlaflosen Nächte der letzten Tage sind Vergangenheit und ich platze bald vor Aufregung: es ist Heiligabend! Ich springe aus dem Bett, renne in das Wohnzimmer und kann es kaum erwarten, bis der Weihnachtsmann den Kamin hinab steigt und eine Vielzahl an Geschenken für mich bereit hält.
Wie in jedem Jahr, gehe ich abends mit meiner Tante, sowie meinem Bruder spazieren, um eventuell den Weihnachtsschlitten in den Weiten des Himmels entdecken zu können. In manchen Momenten vermutete ich jenen zu sehen, im Nebel der Schornsteine auf den Dächern, vermischt mit dem Rauch der Kälte. Schlussendlich waren es immer nur Illusionen, welche mich allerdings nie traurig stimmten, da ich ganz genau wusste, dass er mich trotzdem nicht vergessen hatte. Zu Hause angekommen wurde ich von meiner Mutter auf mein Zimmer geschickt, denn wir Kinder durften den Weihnachtsmann natürlich nie zu Gesicht bekommen, ansonsten würde er sofortig verschwinden! Da ich schon immer der Neugier zugeneigt war, schaute ich insgeheim durch das Schlüsselloch meiner Zimmertür. Ich sah dabei zu, wie meine Tante einen Schluck von der Milch (meine Mutter hasste Milch) und einen Bissen von Keksen zu sich nahm, welche eigentlich für den Weihnachtsmann gedacht waren. Ich konnte gar nicht glauben, was ich dort sah, rannte raus und fragte sie unter Tränen, wieso sie sich denn an seinen Sachen bediene. Ihr wisst bestimmt, was nun folgt: man sagte mir, dass es den Weihnachtsmann eigentlich gar nicht gebe.
Rückblickend betrachtet habe ich in meinem kindlichen Leichtsinn tatsächlich eine Art Trauer verspürt und frage mich nun, ob es denn wirklich nötig ist, diesen Mythos bis heute noch aufrecht zu erhalten? Wieso kann der Weihnachtsmann nicht einfach nur eine Geschichte bleiben, genauso wie bei Märchen? Zumindest habe ich nie daran geglaubt, dass Schneewittchen oder Rotkäppchen wirklich existieren. Ach und übrigens: Gibt es den Osterhasen eigentlich wirklich?
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